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Mo., 22.11.2004
Coober Pady - Red Center

Der Vormittag in Coober Pady ist dem Einkaufen gewidmet. In zwei Läden, wo Miners bzw. Opalbearbeiter direkt verkaufen, erstehen wir einige schöne preiswerte Stücke Opal. Danach wird getankt und wir verlassen die Stadt. Draußen auf beiden Seiten des Stuart Highway erstrecken sich die Minenfelder über mehr als 40 km. Da ist eine Mine gleich an der Straße, die man besichtigen kann. Eine nette alte Dame führt eine Gruppe Touristen durch die Stollen: ein Österreicher mit seiner Australischen Frau, sechs Franzosen und wir. Man kann die Abbaumethoden und Werkzeuge sehen und auch selber Hand anlegen. Die Mine ist den Sommer über nicht in Betrieb, die Maschinen sind aber alle da und funktionieren. Mit einer UV-Quarzlampe erkennt man die Opaladern im Gestein. Eine Art Staubsauger mit gewaltiger Saugleistung holt über ein Rohr von gut 20 cm Durchmesser das abgebaute Gestein an die Oberfläche, wo es in eine fassgroße Trommel hinein fällt, die vom hydraulischen Arm an einem Lastwagen hoch gehalten wird. Durch ein zweites Rohr wird in die Trommel hinein geblasen. Das Material rotiert in der Trommel während der Staub weg geblasen wird. Durch eine Klappe fällt das Geröll dann aus der Trommel auf einen kegelförmigen Haufen. Wenn dieser eine gewisse Höhe erreicht hat, wird ein neuer Haufen begonnen. Da ist dann noch die Noodle-Maschine. Ein Förderband bringt das Geröll in eine rotierende Siebtrommel, wo feines Material und Staub abgetrennt wird. Der Rest wird über ein weiteres Förderband in eine dunkle Holzhütte transportiert, wo jemand mittels UV-Lampe die Opalstücke heraus klaubt. Wir dürfen selber auf den Abraumhalden nach Opalen suchen. Noodling nennt man das hier. Wir finden tatsächlich viele Stücke. Ob die Schmuckqualität haben, lässt sich allerdings bezweifeln. Wir verbringen jedenfalls viel Zeit da.

Um 1:30 p.m. fahren wir los. Es geht am extrem verkehrsarmen Stuart Highway nach Norden in Richtung Red Center. Ich fahre fast dauernd 140 km/h. Die Strecke über Marla nach Erldunda ist ca. 500 km lang. In Marla kaufen wir Lebensmittel ein und tanken noch mal. Auf einem Rastplatz unterwegs können wir uns den Gipsstaub von den Füßen waschen. Noch vor Sonnenuntergang sind wir im Caravan Park in Erldunda. Wäsche und die Opale müssen gewaschen werden. Wir sind jetzt im Northern Territory. Hier ist keine Sommerzeit, daher ist der Zeitunterschied zu MEZ nur noch 8,5 Stunden.

Morgen werden wir zum dritten Mal den Uluru sehen. Ich freue mich schon darauf!

Opale ??? Tausende Opalminen bei Coober Pady
Coober Pady Coober Pady, Minen oder Wohnanlagen?
Elfi noodling Noodling Heinz mit Beute

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Di., 23.11.2004
Yulara, Uluru

Mount Connor Uluru (Ayers Rock)
Uluru (Ayers Rock) bei Sonnenuntergang Uluru, "The Brain"
Willkommener Rastplatz Relaxing
Frühstück im Caravan Park Erldunda. In der Nacht hatte die Innenbeleuchtung im Camper nicht funktioniert. Während der Fahrt nach Yulara stelle ich fest, dass der Kühlschrank nicht läuft. Wir haben ein Problem! Ich schaue die Sicherungen durch. Alle ok. Da muss irgendwo ein schlechter Kontakt sein, da das Kontrolllämpchen am Kühlschrank schwach glimmt. 240 km nach Yulara, ein Resort etwa 20 km vom Uluru entfernt. Wir suchen einen Automechaniker auf, der hat aber grad Mittagspause. Ich krame noch mal bei der Zweitbatterie herum, die für die Campingeinrichtungen zuständig ist. Sieht alles ganz neu aus. Doch plötzlich, als ich an einem Kabel ziehe, das hinter der Holzwand verschwindet, springt der Fridge wieder an. Aha, da ist der Wackelkontakt. Das ist schnell repariert.

Wir fahren zum Uluru hinüber. Am Parkplatz wird erstmal Kaffee getrunken. Es ist 2 p.m., das Wetter ist bestens, allerdings ziemlich heiß. Meine Armbanduhr habe ich abgelegt, da die Batterie leer ist. Damit kann ich auch die Unstimmigkeit der Zeitanzeigen zwischen meiner Armbanduhr und der Uhr im Auto erklären. Die seltsamen Zeitzonen und die von Staat zu Staat verschiedenen Sommerzeitregelungen machen es einem schwer, überhaupt die richtige Lokalzeit zu ermitteln. Ich hatte auf der Armbanduhr immer MEZ und berechnete die Lokalzeit auf Basis der Zeitverschiebung. Die Autouhr zeigt NSW-Zeit. Alles sehr wichtig zu wissen, denn wir müssen unseren Flugzeug in Alice Springs pünktlich erreichen.

Wir umrunden den Uluru auf dm ca. 9 km langen Wanderweg. Die Besteigung des Berges lehnen wir ab, weil wir die Spiritualität der Aborigines respektieren. Der Uluru ist ihnen heilig und folglich erleben sie es als Demütigung durch die Weißen, wenn diese auf dem Berg herum klettern. Die Wanderung ist bei der Temperatur recht beschwerlich und schweißtreibend. Zum Glück der Wanderer gibt es ein paar schattige Rastplätze. Der Uluru bietet auf allen Seiten immer wieder phantastisch schöne Ansichten. Nachdem wir die Umrundung komplettiert haben, fahren wir zur "Sunset Viewing Area". Hier sind viele Touristen, die das Farbenspiel des Berges während des Sonnenuntergangs beobachten wollen. Es ist wirklich ein imposanter Anblick. Er ändert seine Farbe abhängig vom Sonnenstand, bis er endlich im Schatten dunkel wird.

Wir übernachten im Yulara Resort.

Kletterpfad auf den Uluru Uluru
Uluru
Uluru
Uluru

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Mi., 24.11.2004
Kata Tjuta, Yulara

Kata Tjuta, Valley of the Winds
Kata Tjuta, Walpa Gorge Kata Tjuta, Blick in den Innenbereich
Kata Tjuta, Im Innenbereich, Einer der 36 Dome
geschafft
Nach dem Frühstück im Caravan Park in Yulara verwenden wir die Vormittagsstunden zum Beschreiben unserer selbst gefertigten Ansichtskarten (20 Stück!) und ab in die Mailbox damit.

Danach fahren wir die 50 km zur Kata Tjuta (The Olgas) hinaus. Die Kata Tjuta ist auch ein heiliges Gebiet der Aborigines. Die landschaftliche Schönheit ist nicht zu beschreiben und auch nicht mit Fotos oder Video wiederzugeben, man muss sie einfach erlebt haben. Die Lufttemperatur dürfte etwa 30° betragen, die Sonne steht aber fast im Zenit und brennt kräftig herunter. Als erstes gehen wir den Valley of the Winds trail. Die volle Runde sind ca. 13 km. Wir sind danach ziemlich geschafft. Elfi schmerzen die Zehen, offenbar sind ihre Wanderschuhe etwas zu klein. Trotzdem machen wir noch die kürzere Tour in die Walpa Gorge.

Wieder in Yulara angekommen, wird der Liquor Shop gesucht und gefunden. Ich kaufe ein 6-pack VB. Das kühle Bier ist nach den anstrengenden Wanderungen in der Kata Tjuta ein wahrer Genuss und Labsal.

Am Campingplatz ist gleich in der Nähe unseres Standplatzes eine Gruppe junger Leute mit zwei großen Camperbussen. Die scheinen einer Sekte oder einem Esoterikverein anzugehören. Eine dickliche Frau mittleren Alters dürfte die Chefin sein. Sie streicheln einander dauernd, jeder jeden, kreuz und quer, auch in Gruppen. Ein junger Mann wird am Tisch der kleinen BBQ area regelrecht aufgebart. Sieht nach einem Medidationsritual aus. Die Frau sitzt daneben und fuchtelt mit den Armen in der Luft herum, macht Kreuzzeichen und klatscht immer wieder in die Hände. Ich verstehe was von Yoga und Meditation, deshalb bin ich auf Grund dieses komischen Verhaltens sicher, dass hier Unfug getrieben wird mit den jungen Menschen. Ich störe das Ritual (unabsichtlich, weil ich unmittelbar daneben am BBQ-Grill Zigaretten rauchend und Bier trinkend unsere Bratwürstel zubereite. Ich sehe nicht ein, dass wir hungern sollen, nur weil die das BBQ-Areal mit ihrem Eso-Trip blockieren. Schlimm ist's erst später, als die Gruppe nach Sonnenuntergang beisammen sitzt und mit einigen Bongotrommeln und Indianergeschrei stundenlang "musiziert". Das mag für die ja schön bzw. spirituell anregend sein, uns nervt das stümperhafte Getrommel jedenfalls sehr. Irgendwann nach 10 p.m. wird es dann doch ruhiger und wir können endlich schlafen.

 

Kata Tjuta (The Olgas)
Eingang in eine andere Welt?
Valley of the Winds - Farbenzauber lieber doch nicht!
Ausblick von einer Düne zurück zur Kata Tjuta Uluru

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Do., 25. - Fr., 26.11.2004
Alice Springs

Eine der tausenden Dünen
Schwarze Kakadus
Wir gehen den Tag gemütlich an. Frühstück; Elfi schreibt noch zwei Karten; die Schnecken und Muscheln müssen noch gewaschen werde, die stinken nämlich fürchterlich. Dann geht's ab nach Alice Springs. Die 450 km bringen wir ohne besondere Vorkommnisse hinter uns. Kurz vor Alice können wir einen Scharm schwarzer Kakadus beobachten. Es sind sicher mehrere Hunderte. Ich dachte, die wären eher selten. Die weißen Kakadus sieht man ja oft in großen Schwärmen, die schwarzen sehen wir hier zum ersten Mal. In Alice gehen wir in die Todd Mall im Zentrum, trinken was und kaufen ein paar Sachen ein, dann suchen wir einen Caravan Park. Wir grillen Würstel und zwei Steaks für unser Abendessen. Ich schicke den Kindern und Martine je eine SMS, Robert antwortet sogar prompt. Von Helga habe ich eine Ansage auf der Voice Box. Helga und Peter sind jetzt gerade im Kakadu National Park unterwegs. Diesen Abend stören keine Bongotrommeln, dafür aber eine Gruppe geschwätziger Australier in der Nachbarschaft. Es wird wieder spät, bis wir endlich schlafen können.

Der Freitag beginnt, wie gewohnt, mit einem ausführlichen Frühstück, dann wird Wäsche gewaschen. Bis 2 p.m. sind wir am Swimming Pool und natürlich auch in ihm. Am Nachmittag fahren wir in die Stadt und versuchen Opale für Elfi's Ohrringe zu kaufen, finden jedoch nichts passendes. Im "The Lane" trinken wir Bier und genießen dann ein Dinner. Es ist ein köstliches Fischgericht. Der Abend ist ruhiger. Die gesprächigen Nachbarn treffen sich woanders zum Abendpalaver. Es ist auch nachts unerträglich heiß, was das Einschlafen sehr erschwert. Wir lassen die Schiebetür offen. Die Folge ist eine lästige Gelsenplage im Auto.

Bei der Zentrale der Flying Doctors in Alice Springs
Das Grab von John Flynn (Gründer des Royal Flying Doctor Service of Australia, 1928)

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Sa., 27.- So., 28.11.2004
Palm Valley

Gleich nach der Morgenprozedur fahren wir zum Britz Office im Norden von Alice Springs am Stuart Highway. Wir tauschen den Campervan gegen einen Toyota 4WD Landcruiser mit Campingausrüstung um. Wir kaufen für die geplanten paar Tage im Outback Lebensmittel und vor allem Wasser ein. Dann müssen wir noch einmal zurück, weil eine Ladenschließe gebrochen ist. Das ist aber schnell repariert. Wir brechen in Richtung Palm Valley auf. Die 120 km am Larapinta Drive bis Hermannsberg sind schnell bewältigt. Von da weg geht's auf Gravel Road noch 25 km nach Süden, teilweise durch das meist trockene Flussbett des Finke Rivers. Das ist angeblich der älteste Fluss der Welt.
Im Flusssand stecken geblieben Video cuts
Campingplatz im Palm Valley Freiluftbett
Halbwilde Pferde der Aborigines Fohlen
Finke River Letzte Wasserreste im Finke River
Palm Valley Im Bett des Finke Rivers
 

Vor einer der Durchquerungen des Flusses über eine ca. 50 m lange Schwemmsandpiste sehen wir vorne einen Kleinlaster, offensichtlich im Sand stecken geblieben. Zwei Aborigines sind damit beschäftigt, ihn wieder flott zu machen. Unser Weiterkommen hängt davon ab, dass die Zwei ihren Karren wieder in Fahrt bringen. Ich gehe hin und biete ihnen meine Hilfe an. Es ist schrecklich heiß, der Sand glüht. Einer von den beiden spricht etwas Englisch. Er fragt, ob ich Wasser hätte. Ok, ich gehe zurück und bringe ihnen eine 1,5 Liter Flasche kühles Wasser. Sie genießen den Trunk und arbeiten weiter mit Wagenheber und Steine unter die Reifen schieben, aber es nützt nichts. Der Wagen hat nur Hinterradantrieb. Es ist erstaunlich, dass die damit überhaupt hier fahren können. Schließlich bittet er mich, mit dem Jeep anzuschieben. Abschleppseil habe ich nicht, wäre auch nicht das richtige Mittel, weil ich ja im tiefen Sand neben der Piste erst vorbei fahren müsste und dabei sicher auch stecken geblieben wäre. Ich fürchte trotzdem, dass sich der Jeep beim Schieben eingraben würde und dann ...? Ich mache es, was soll's. Ich fahre mit dem Jeep in der tief ausgefahrenen Piste langsam hinter den Laster. Der nicht-gesprächige Aborigine hält eine Schaumstoffmatratze, die er von der Plattform des Lasters geholt hatte, zwischen die Ladebordwand und das Rammgestänge des Jeeps. Ich lege den 1. Gang ein und gib Gas. Es wird Staub aufgewirbelt, sonst rührt sich aber nichts. Das war's dann wohl. Noch ein Versuch mit Vorgelege und Vollgas. Der Laster bewegt sich, der Jeep rumpelt durch das Loch, dass die Reifen des Lasters gegraben hatten, geschafft. Die Bordwand ist ziemlich eingedrückt, was an dem Wagen aber nicht weiter auffällt. Der Nicht-gesprächige spricht doch mit mir und sagt "Marlboro ?" mit betontem Fragezeichen. Ich gebe jedem eine Zigarette und Feuer. Der Jüngere bedankt sich für das Wasser, der Schweigsame legt sich hinten auf die tolle Matratze und sie brausen davon. Beim Small talk habe ich erfahren, dass sie am Heimweg sind. Ich habe keine Ahnung, wo das sein könnte.

Tal des Finke River
Typisches Landschaftsbild im Finke NP
Hier kann nach einem Gewitter viel Wasser fließen
Cycades
Ghostgum Ghostgum und ghost  
Auf den letzten 4 km ins Palm Valley ist's echt harter 4WD style. Wir machen eine Wanderung über ca. 2 km. Es ist unglaublich heiß hier. Später am Campingplatz meint ein Kanadier, dass es 41° seien. Kann gut sein. Das wird eine Nacht! Das Bedürfnis zu trinken ist kaum zu stillen. Ein VB, 1 Liter Kakao, Salat und ich muss schon wieder trinken. Wir machen unsere Schafstelle draußen auf der Holzpritsche. Bei jedem Standplatz ist eine solche, 2 mal 2 m und 40 cm über dem Boden. Im Camper zu schlafen, ist bei der Hitze undenkbar. Der Sonnenuntergang bringt die Felsen rot zum Glühen, das hell gelbe Spinifexgras hebt sich an den dunklen Stellen deutlich ab. Es ist ein wunderbares Gemälde der Natur.  Kurz nach Sonnenuntergang geht der fast immer noch volle Mond auf. Das geschieht so schnell, dass man die Bewegung deutlich wahrnehmen kann. Der Mond ist schon am Horizont grell strahlend, nicht dumpf orange, wie bei uns daheim. Für einen Moment dachte ich, da leuchtet ein Autoscheinwerfer durch den Busch.

Es ist schon ein tolles Gefühl, unter freiem Himmel zu schlafen. Der Mond war blendend hell, fast schon störend. Bis weit nach Mitternacht war die Luft noch so heiß, dass wir ohne Decke liegen konnten. Ganz nahe grasen Pferde. Irgendwann in der zweiten Nachthälfte wurde es aber innerhalb weniger Minuten sehr kühl. Wir müssen uns für die nächste Nacht die warmen Decken bereit legen. Von den paar Gelsenstichen abgesehen, war's ein schönes Erlebnis. Der heutige Tag verläuft ohne Anstrengungen. Wir bleiben am Campingplatz, wo wir nach der Frühstückszeit ganz alleine sind. Noch am frühen Morgen gehe ich an der Canyonwand auf der anderen Seite des Flussbettes hinauf. Die ist da geschätzte 30 m hoch und leicht zu besteigen. Die Aussicht von oben in das Tal hinein ist toll. Den Rest des Tages verbringen wir mit Faulenzen. Elfi liest, ich hänge nur 'rum. Ab und zu geht einer in Dusche, um sich abzukühlen. Wir bereiten Spagetti Carbonara zum Abendessen. dazu trinken wir VB. Die Panne reinige ich dann mit feinem Wasser-Sand-Gemisch, weil wir kein Reinigungsmittel dabei haben. Der Reinigungseffekt ist jedenfalls der gleiche, aber die Umwelt wird weniger belastet. Wir schlafen wieder im Freien.

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Mo., 29.- Di., 30.11.2004
Boggy Hole

Die letzte Nacht im Palm Valley war angenehm, nicht so heiß. Im Schein des abnehmenden Mondes grasten Pferde in etwa 15m Entfernung von unserem Schlafplatz unter freiem Himmel. Nach dem Frühstück machen wir den Jeep fahrbereit und legen die 20 km nach Hermannsburg ohne Zwischenfälle zurück. Wir planen, die Piste von Hermannsburg nach Süden entlang des Ellery River und Finke River zu prüfen. Der 4WD-Track ist etwa 100 km lang und mündet im Süden in die Ernest Giles Road. Auf der wären es dann noch knappe 70 km bis zum Kings Canyon. Auf halber Strecke ist das Boggy Hole, wo wir übernachten möchten. Boggy Hole ist eine permanente Wasserstelle, ein großer Teich in dem sonst meist trockenen Flussbett des Finke Rivers. Dort soll es laut Reiseberichten, die ich gelesen habe, sehr schön sein. Am Larapinta Drive bei Hermannsburg stehen Polizeiwagen. Ich halte an, weil uns ein Officer zur Seite winkt. Wir erfahren, dass hier eine Suchaktion nach zwei Verschollenen läuft. Ich frage nach dem Weg zum Boggy Hole, weil ich keinen Wegweiser sehe. Der Officer erklärt mir die wichtigsten 4WD-Regeln, das tun die hier immer, wenn man sie aus irgend einem Grund anspricht: die Hubs an den Vorderrädern einrasten und falls man im Sand stecken bleibt, Luft auslassen, etc etc. Wir fahren los. Erst über 9,5 km Gravel Road und dann beginnt das wirkliche 4WD-Erlebnis. Es geht auf-und-ab über Steine, durch Schwemmsand, über Schotterstrecken, im Flussbett des Ellery River. Nach weiteren 10 km kommt die Junction mit dem Finke River. In dessen Canyon fahren wir weiter nach Süden. Wir kommen relativ langsam vorwärts. Die Landschaft ist wunderschön, rote Felswände auf beiden Seiten, dazwischen im 100 m breiten Flussbett stehen riesige Eukalypten und andere Bäume. Noch mal ca. 10 km, dann sind wir am Boggy Hole. Seit dem Gatter befinden wir uns im Inneren des Finke River National Park. Wir sehen immer häufiger kleine Wasserstellen mit dichtem Schilfbewuchs am Ufer, das muss es sein. Ein Jeep gleicher Bauart, wie unserer, hat uns schon weiter oben überholt, während wir einen Foto-Stopp einlegten. Ich denke, die werden wir am Boggy Hole antreffen. Da ist ein Wegweiser. Rechts geht’s zum Kings Canyon, links zum Campingplatz. Ich fahre nach links.

In der Ferne sehen wir zwei Leute gehen, ich meine, dass es die von dem anderen Jeep seien. Wir kommen näher, es sind junge Leute, eine Frau und ein Mann. Sie haben Rucksäcke dabei. Seltsam, Wanderer hier in dieser Einsamkeit bei der Hitze? Da draußen hat es weit über 30°, vielleicht sogar 40 und über dem aufgeheizten Sandboden ist die Luft sicher 50 bis 60° heiß; wahrlich keine angenehme Wandertemperatur. Ich halte neben den beiden an und kurble das Fenster herunter. „Hi, where are you guys walking along?“. Mein Akzent verrät meine - durch das Englische hindurch klingende - Muttersprache. Es sind Deutsche, wir sprechen Deutsch weiter. Sie sind aus Köln, beide so um die 30, Silke und Stephan. Ihre Geschichte, die wir nun zu hören bekommen, ist erstaunlich: Ihr Auto, ein kleiner Nissan 4WD-PKW, ist weiter südlich im Sand stecken geblieben. Sie konnten das Auto nicht frei bekommen. Sie sind den gestrigen Tag und die Nacht im Wagen geblieben und haben dabei durch den Betrieb der Klimaanlage das Benzin aufgebraucht. Das Wasser ist ihnen auch ausgegangen. So sind sie heute morgens um 04:30 zu Fuß Richtung Norden aufgebrochen, um die Ranger Station im Palm Valley zu erreichen. Bis zu unserem Zusammentreffen um die Mittagszeit, hatten sie, laut Stephans Schätzung, 20 km zurückgelegt. Unterwegs hatten sie Wasser aus den Teichen abgekocht, um Trinkwasser zu haben. In einer Plastikflasche haben sie das trübe Getränk bei sich. Ihre Landkarte ist durch Wassereinwirkung unbrauchbar geworden. Sie meinten, schon kurz vor dem Ziel zu sein, waren aber hier am Boggy Hole noch gut 20 km davon entfernt und hätten es vermutlich auch nicht erreicht, weil sie wahrscheinlich an der Junction die Piste im Ellery River entlang gegangen wären und dann wären es noch 30 km bis Hermannsburg ohne weitere Wasserstellen! Das Verbindungstal zum Palm Valley ist ja nicht befahrbar, daher ist da auch keine Piste zu sehen. Soweit ihre Story.

Junction Ellery River - Finke River
Video cut, Fußstein
Finke River kurz vorm Boggy Hole

Wir versorgen die beiden mit dem Allernötigsten, gutes kühles Wasser und Fruchtjoghurt zur Erfrischung. Wir beraten, was nun zu tun sei. Ich bin sicher, sie wären die von der Polizei gesuchten Verschollenen, als ich höre, dass sie ihren Flug nach Adelaide und auch den Mietwagen-Rückgabetermin versäumt hätten. Das müsste eigentlich eine Suchaktion auslösen. Dem war aber nicht so, wie sich später herausstellen sollte. Wir beraten. Zu ihrem Auto zu fahren, um es flott zu machen, ist keine Alternative. Der PKW fährt mit Benzin, ich führe im Jeep 150 Liter Diesel mit mir. Ich schlage vor, sie mit unserem Fahrzeug nach Hermannburg zu bringen. Dort könnten sie telefonieren und sich bei der Polizei melden. So machen wir’s. Wir laden ihre Rucksäcke ein. Stephan bekommt eines meiner Shirts, Silke eines von Elfi. Ihre eigenen sind nass, weil sie sich immer wieder Wasser übergeschüttet hatten. Für die 30 km, 20 davon schwierige 4WD-Piste, brauchen wir fast 2 Stunden. An der steilen sandigen Stelle gleich oberhalb des Boggy Hole bleiben wir hängen. Ich schaffe es aber noch im Retourgang wieder zurück auf festeren Boden zu kommen. Wir suchen eine andere Möglichkeit, diese Passage zu bewältigen. Ich fahre los, wir hängen wieder. Es ist zum verzweifeln. Ich lasse Luft aus den Reifen, damit die Auflagefläche größer wird. Bislang hatte ich davon Abstand genommen, weil das Fahren auf nicht-sandigem Boden mit so geringem Reifendruck unangenehm ist. Jetzt sehe ich keine andere Chance, den Jeep wieder in Bewegung zu kriegen.  Also, an jedem Ventil langsam bis 20 zählen, während die Luft raus zischt. Dann schalte ich auf Vorgelege um, Rückwärtsgang rein, es gelingt, wir sind wieder auf Schotter.  Ein neuerlicher Versuch endet wieder mit Retourfahrt. Glücklicherweise graben sich die Räder nicht tiefer in den Sand. Was tun? Ich bitte alle Mitfahrer auszusteigen, damit der Jeep leichter wird und versuche noch mal die Hauptpiste. Mit Schwung schaffe ich es, wir können weiter fahren. Mit der Dokumentation per Video ist es übrigens vorbei. Die Cam hat den Geist aufgegeben, Hitze, Staub und Erschütterungen waren wohl für die Feinmechanik zu viel. Elfi fotografiert aber fleißig weiter. Die weitere Strecke schaffen wir ohne Zwischenfälle. Die beiden auf der Bank hinten werden grauenvoll durchgeschüttelt.

Boggy Hole
Boggy Hole
Bad im Boggy Hole

In Hermannsburg angekommen, suchen wir das Police Office auf. Der Officer weiß nichts von Vermissten, es muss bei der Suchaktion draußen am Highway um eine andere Art Verschollener gegangen sein. Er stellt eine Telefonverbindung zu einem Abschleppservice her. Stephan spricht mit denen. Ich warte draußen, da der Polizist meine Daten nicht braucht. Stephan kommt heraus und sagt er hätte den Auftrag erteilt, es würde A$ 1500,- kosten, den PKW dort heraus zu holen, ganz schön heftig! Ich biete eine günstigere Lösung an: Sie könnten an der Tankstelle einen Kanister Benzin kaufen. Wir fahren wieder runter, tanken das Auto auf, befreien es aus dem Sand und dann wäre ja wieder alles okay. Silke geht ins Office und macht den Auftrag wieder rückgängig, d.h. sie bringt den Officer dazu, dies zu erledigen. Also, auf zur Tankstelle, Kanister und Benzin kaufen, kaltes Wasser und Cola, der Jeep wird auch wieder aufgetankt. Stephan besteht darauf, die Kosten zu übernehmen. Das ist mir zwar unangenehm, aber okay, soll sein. Wir helfen um des Helfens willen; ich verstehe aber, dass sie sich in irgend einer Form erkenntlich zeigen wollen.

Wir bringen die 30 km Schaukelfahrt zum Boggy Hole ohne Probleme hinter uns. Ich merke mir hier den Kilometerstand, um die Strecke zum PKW messen zu können. Die Piste hier lässt keinen Wunsch eines 4WD-Fans unerfüllt. Das ist echt eine wilde Tour. Wir finden endlich das Auto. Es waren tatsächlich 19 km, Stephan hatte gut geschätzt. Ich bin voll Bewunderung für die unglaubliche Leistung, im Laufe eines Vormittags und unter diesen Bedingungen, Hitze und Wassernot, diese gewaltige Strecke zu Fuß zu bewältigen; alle Achtung! Das Auto steht nahe an einer Wasserstelle in einer Senke und steckt echt tief im Sand. Wir Vier haben reichlich schweißtreibende Arbeit zu leisten, bis der Wagen endlich wieder auf festem Untergrund steht. Wir baggern Sand unter dem Fahrgestell raus, heben das Auto mit dem Wagenheber hoch, legen Steine und Holz unter die Reifen. Das ist ein paar Mal zu tun, bis die Befreiung gelingt. Nun gilt es, einen sicheren Weg zurück zur Piste zu finden. Wir erkunden die Umgebung zu Fuß, um herauszufinden, wo die Gefahr wieder im Sand hängen zu bleiben, am geringsten wäre. Stephan erklärt, dass dies hier nicht die Hautpiste sei. Sie wären in eine Schleife geraten, die von der Piste abzweigt und nach einer Rundfahrt wieder zu ihr zurück führt. Da ich mit dem Jeep auch ungünstig stehe, fahre ich die Schleife um auf die andere Seite der Senke zu kommen. Ich habe aber nicht gefragt, wie lang der Loop ist. Ich fahre und fahre, schätze 3 km, bis ich endlich wieder da bin. Mir war schon etwas mulmig, hätte ja sein können, dass ich in eine andere Abzweigung gefahren bin. Wir finden letztlich einen Weg aus der Senke und sind wieder auf der Hauptpiste. Wir wollen gemeinsam Richtung Süden fahren, da die Strecke nach Norden, Richtung Hermannsburg, sehr schwierig ist. Weil es schon bald dunkel sein wird, beschließen wir bis zum Sonnenuntergang zu fahren und dann an geeigneter Stelle zu übernachten. Die Piste ist schmal und wird immer schwächer ausgefahren. Ich hätte nie gedacht, dass das der Weg zur Ernest Giles Road sein könnte, zumal auch kein Wegweiser bei der Abzweigung der Schleife zu sehen ist. 

Wir finden einen guten Platz, wo wir die Autos abseits der Piste stellen können und halten hier. Es ist ein gemütlicher Abend im Outback. Wir machen ein Lagerfeuer. Elfi bereitet Bratwürste zu, dazu gibt es Bohnen aus dem Fundus von Silke. Wir trinken kühles VB (Victoria Bitter). Über uns ist ein wunderbarer Sternenhimmel. Kurz nachdem der Mond aufgegangen war, gehen wir zu Bett, besser gesagt zu Auto. Im Sand zu schlafen wäre zwar nett, ist uns aber wegen eventueller nächtlicher Besucher, wie Schlangen, Spinnen und sonstigem Getier, zu bedenklich. Eigentlich hätten wir hier im Flussbett überhaupt nicht bleiben sollen. Ich hatte im Moment nicht daran gedacht, dass uns ein fernes Gewitter hier eine plötzliche Überschwemmung beschaffen könnte. Na ja, glücklicherweise blieb es trocken.

Dienstag, 30. Nov. 2004

Am frühen Morgen gleich nach Sonnenaufgang machen wir, wie gewohnt, Frühstück. Silke und Stephan kriegen je ein weiches Ei ab. Weiche Eier sind ein fester Bestandteil unseres Morgenmenüs. Da wir der Meinung sind, dass das Schlimmste nun vorbei sei, planen wir, in geringem zeitlichem Abstand nach Süden weiter zu fahren, Silke und Stephan voraus, sodass wir im Notfall wieder hinzu kommen würden. Verabschiedungsszene: Die „Mädels“, besonders Silke, zeigen sich deutlich gerührt, wir Männer geben uns cool. Es sollte jedoch ganz anders kommen, als wir im Moment denken.

Silke & Stephan's bogged car
Silke & Stephan

Schon nach wenigen Minuten sehen wir, dass Stephan angehalten hat. Ich fahre vor und frag nach dem Grund. Die Piste ist ab hier nicht mehr klar erkennbar, sie verliert sich in vielen Spuren im inzwischen sehr weiten Flussbett des Finke River. Wir folgen kurz einer der Spuren, die am deutlichsten zu sehen ist, müssen aber bald erkennen, dass auch diese keiner Piste folgt. Stephan kann sich nicht erinnern und auch nicht nachvollziehen, wie sie da in der Gegenrichtung gefahren waren. Es war da schon dunkel gewesen. Wir kommen nur mehr sehr langsam vorwärts. Zu Fuß wird erkundet, wo wir die jeweils nächsten 100 m fahren könnten, ohne das Risiko des Schwemmsandes eingehen zu müssen. Nach vielleicht einem bis zwei Kilometern finden wir nur noch Sand im Flussbett; hier weiter zu fahren erscheint uns zu riskant. Zudem sind wir unsicher, ob wir nicht doch irgendwo eine Abzweigung versäumt haben. Das herauszufinden ist auch nicht mehr möglich, da wir die Berge verlassen haben und der Fluss nicht mehr durch den Canyon eingeengt ist. Wir müssten kilometerweit seitlich ausschwärmen, um eine eventuelle Piste zu finden. Und selbst wenn wir eine finden würden, wüssten wir nicht, wie wir mit den Autos dahin kommen könnten. Wir beraten uns und ändern schließlich die Strategie. Umkehren und zurück nach Hermannsburg zu fahren, scheint die einzige Lösung zu sein. Es ist sogar schwierig, die eigene Spur zurück zu finden, da hier überall Spuren kreuz und quer verlaufen. Doch nach einigem Hin-und-her sind wir wieder auf der Hauptpiste nach Norden. 40 km harter 4WD-Drive liegen vor uns! Wird das der kleine PKW schaffen?

bogged und buddeln
und wieder stecken geblieben

Ich finde es schlimm, dass die beiden von der Autoverleihfirma so ungenau beraten wurden. Es ist doch verantwortungslos, zwei Fremde mit diesem Auto auf dieser Strecke fahren zu lassen, ohne auf die ernsten Gefahren hinzuweisen. Die Fahrt ist ein steter Kampf Fahrzeugtechnik und Fahrgeschick gegen das Outback-Gelände. Wir bleiben immer wieder im Sand stecken, auch der Jeep. In der sengenden Hitze die Fahrzeuge wieder frei zu machen, ist eine Anstrengung, die uns vier an die Grenze der Erschöpfung bringt. Die Erlebnisse hinter uns und die Furcht vor weiteren Blockaden kommen als psychische Belastung noch erschwerend hinzu. An einigen Stellen suchen wir nach Alternativen, um an Tiefsandstellen vorbei zu kommen. Im Sand stecken geblieben heißt im Australischen Englisch "bogged". Jetzt ist mit klar, woher der Name "Boggy Hole" kommt.

Boggy Hole erreichen wir ohne weitere Probleme. Elfi und ich bestehen darauf, hier eine Pause einzulegen. Es wäre echt eine Unterlassungssünde, im Boggy Hole nicht zu baden. Ich glaube, Stephan wollte gleich weiter, doch Silke scheint lieber mit uns gemeinsam fahren zu wollen. Elfi und ich halten das auch für die bessere Variante. Doch Baden muss jetzt sein! Das Wasser ist zwar trüb und am Grund liegt schwarzer Schlamm, trotzdem genießen wir das Schwimmen im erfrischenden Wasser des Boggy Hole. Wir schießen ein paar Fotos. Die Stimmung ist auch gleich wesentlich besser. Boggy Hole ist wirklich ein Juwel der Natur, ein wunderschöner Platz für Menschen und Tiere.

Wir fahren weiter, Stephan vorne weg. Nach dem Boggy Hole kommt die steile Sandstrecke und der kleine PKW bleibt prompt auf halber Höhe stecken. Nach drei- oder viermaligem Ausbuddeln, ich weiß nicht mehr wie oft es war, haben wir das Auto wieder unten am Schotter. Wir suchen eine Umfahrungsmöglichkeit. Links unterhalb der Sandpiste ist ein flaches Stück mit Schotter. Wenn man hier Schwung holt, könnte es gelingen, über die Steigung zu kommen. Stephan schafft es auf Anhieb. Er hat die Klimaanlage abgeschaltet, um ein paar PS hinzu zu gewinnen. Ich muss viermal starten, bis ich oben hinter der Sandpassage bin. Glücklicherweise bin ich beim Retourfahren nicht stecken geblieben. Diese Aktion verbrauchte unseren letzten Kräfte. Ein weiteres Steckenbleiben hätten wir wahrscheinlich nicht mehr verkraftet. Mit den Händen den heißen Sand baggern, Holz holen, anschieben, diese Arbeit ist bei der enormen Hitze um die Mittagszeit eine Höllenqual. Der Sand und die Steine sind so heiß, dass man meint Verbrennungen davon zu tragen. Dazu muss man dauernd trinken, um die Dehydrierung des Körpers zu verhindern. Die Haut ist von Salz überkrustet.

Schließlich schaffen wir alle Hindernisse. Der kleine Nissan zeigt sich doch sehr geländegängig. Der Anblick des Asphalts am Larapinta Drive löst Glücksgefühle aus. Wir fahren nach Hermannsburg hinein zur Tankstelle. Wir tanken die Autos auf und stellen den Reifendruck wieder her. Letzteres erweist sich als etwas schwierig, weil das Pressluftgerät schadhaft ist. Ich glaube nicht, dass genug Luft in den Reifen ist, denke aber, dass es reichen wird. Wir trinken noch gemeinsam Cola und verabschieden uns zum zweiten Mal. Silke und Stephan fahren nach Alice Springs, wir haben noch 200 km Gravel Road am Mareene Loop vor uns. Die Permit kostet $ 2,20, endlich mal was preisgünstiges. Wir wollen noch heute zum Kings Canyon. Das sollte sich bis 6 p.m. ausgehen. Silke und Elfi tauschen Bücher aus, „Frühstück mit Kangaroos“ gegen „Unterwegs nach Cold Mountain“.

Das Schicksal hat uns für zwei Tage eng aneinander gebunden. Ich glaube, dass wir einander sogar das Leben gerettet hatten. Silke und Stephan hätten zu Fuß wohl kaum Hermannsburg erreicht und ohne dieses Zusammentreffen wären Elfi und ich wahrscheinlich auch in die Falle geraten. Die Pisten-Schleife und das Chaos weiter im Süden wäre uns ja nicht erspart geblieben. Wir hätten leicht im Sand des Finke Rivers stecken bleiben können und wären allein nur schwer wieder heraus gekommen. Da die Strecke derzeit so wenig befahren ist, wäre Hilfe nicht zu erwarten gewesen. Gott sei Dank ist das Abenteuer mit glücklichem Ende ausgegangen.

Im Kings Canyon Resort Den Mareene Loop bringen wir ohne Zwischenfälle hinter uns und sind um 6 im Kings Canyon Resort. Wir fühlen uns echt geschafft. Ein Gewitter zieht in der Nähe vorbei. Es gibt heftigste Sturmböen, etwas Regen, Sand erfüllt die Luft und nimmt die eben noch klare Sicht zu den entfernten Canyons. Wir essen ein paar Brote und trinken unser letztes Bier. Die Dusche nach den Tagen im Outback ist eine wahrer Genuss. Wir werden heute sicher gut schlafen. Neben unserer Site im Caravan Park ist ein älteres Paar. Sie sind auch aus Köln. Er ist so ein Oberlehrertyp. Ich erzähle von Silke und Stephan. Er versteht nicht, wie man denn das Auto verlassen kann in solch einer Situation. Er hat im Camper einen Button, mit dem er einen Notsender aktivieren kann; wie gut für ihn!

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Mi., 01.- Do., 02.12.2004
Kings Canyon

Kings Canyon
Klettersteig zwischen den Domen Schwieriger Standplatz
Am Abgrund
Elfi am Felsenthron Pause beim Aufstieg
Miners
Das Kliff im Abendlicht vom Resort aus gesehen
Das Wetter ist immer noch schlecht, es ist windig und relativ kühl. Wir fahren trotzdem zum Kings Canyon und wagen uns an den 6 km Rundgang oben am Plateau. Die Schönheiten der Natur hier sind nicht zu beschreiben und auch nicht per Fotos zu vermitteln; man muss sie einfach erlebt haben. Der Höhepunkt ist der so genannte "Garden of Eden". Das ist eine Schlucht am Ende des Canyons in der Wasser fließt und auch kleine Teiche bildet. Das Wasser fällt über einen Wasserfall in den Canyon hinab. In der Schlucht ist tatsächlich ein Naturparadies. Es gedeihen viele verschiedene Pflanzen; besonders interessant sind die Cycades und Eukalypten. Vögel singen mit nie gehörten Stimmen ihre Melodien. Es ist einfach wundervoll.

Am Nachmittag sind wir wieder im Resort. Das Wetter wird so schnell, wie es sich verschlechtert hatte, auch wieder schön. Die Sonne scheint wieder. Elfi geht in den Pool schwimmen und ich hole drei Tage Tagebuchschreiben nach. Zum Dinner gibt es Irish Stew.

Gestern hatten wir beschlossen noch einen weiteren Tag im Kings Canyon Resort zu bleiben und zu relaxen. Die Nacht war ziemlich kühl, was aber kein Nachteil ist: so konnten wir besser schlafen. Jetzt am Morgen ist es immer noch nicht wärmer, aber der Himmel ist wieder strahlend blau, also wird es wohl wieder heiß werden. Wir verbringen den Tag am Swimming Pool.

Der Plan für die weitere Reise muss geändert werden. Wir haben ja die geplante Durchfahrt durch den Finke National Park von Hermannsburg entlang des Finke River bis zur Ernest Giles Road im Süden nicht geschafft. Wir werden morgen den Marenee Loop wieder hoch fahren und kurz vor Hermannsburg in Richtung Glen Hellen Lodge abbiegen. Von dort aus werden wir die Gorges der Western McDonnel Ranges erkunden, zumindest die westlichen, die wir noch nicht kennen.

Kings Canyon
Ghostgum Cycades und Eukalypten
Kings Canyon
Kings Canyon, Garden of Eden
Kings Canyon, Garden of Eden

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Fr., 03.12.2004
Western Mc Donnel Ranges: Glen Helen Gorge

Marenee Loop Wildpferde am Marenee Loop
Gosse Bluff Pause am Typer Pass, Blick zum Gosse Bluff
Frühmorgens kaufe ich die Permit für den Marenee Loop und dann geht's los. Bis Glen Helen sind es 240 km über Gravel Road. Die Straße führt über den Tyler Pass. Oben am Pass machen wir Pause. Man hat von hier eine tolle Aussicht auf das Gosse Bluff. Das ist der 5 km im Unfang messende Rest des Zentralberges eines Meteoritenkraters, der vor ca. 100 Millionen Jahren durch die Explosion eines Kometenkopfes mit der Sprengkraft von 1 Million Hiroshima-Atombomben entstanden ist. Der eigentliche Krater - heute nicht mehr sichtbar - hatte an die 25 km Durchmesser.
Wildmelonen (ungenießbar)
Goanna (Waran)
Glen Helen Gorge Glen Helen Gorge
Finke River, Glen Helen Gorge Ormiston Gorge
Ein paar 100 m vor der Glen Helen Gorge gibt es eine Zufahrt zu einem Pool im Flussbett des Finke River. Wir fahren zu dem Platz hinunter. Hier darf sogar campiert werden, es gibt aber keinerlei Einrichtungen. Da ich noch von den Erlebnissen beim Boggy Hole traumatisiert bin, halte ich mich mit dem Jeep von den Sandflächen fern. Wir baden; es ist erfrischend, doch kaum aus dem Wasser, wird einem schon wieder heiß. Der Pool ist seicht. Die eine Uferseite ist mit Binsen bewachsen, die andere mit Schilf und Rohrkolben. Das ist sicher ein Vogelparadies. Nach dem ausgiebigen Baden fahren wir zur Glen Helen Lodge hinüber, weil wir Wassernachschub brauchen. Elfi bemerkt, dass am Jeep links vorne das Seitenlicht samt Blinker nur noch an den Drähten heraus hängt. Der freundliche Officer aus der Lodge ersetzt flink die beiden verlorenen Schrauben. Die Lampen leuchten noch, alles wieder ok. Wir gehen zur Glen Helen Gorge, sind nur 5 min zu Fuß und baden im kühlen Wasser des Pools, der im Schatten der hohen Felswände liegt. Der Finke River hat hier die uralten, senkrecht stehenden Gesteinsschichten durchbrochen.

Der Campingplatz bei der Lodge gefällt uns nicht, deshalb fahren wir noch 11 km weiter zur Ormiston Gorge. Die untergehende Sonne erzeugt Alpenglühen in den McDonnel Ranges. Hier gibt es einen einfachen, aber schönen Campingplatz. Wir werden hier die Nacht verbringen und morgen die Gorge besichtigen und baden. Es sind ein paar dicke Wolken aufgezogen; hoffentlich hält das Wetter. Als Abendessen macht Elfi Ham and Eggs. Bier dazu gibt's keines. Ich durfte von der Glen Helen Lodge keines mitnehmen, weil wir uns in Aborignes-Land befinden. Die Regeln rund um Alkohol sind etwas kompliziert hier in Australien.

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Sa., 04.12.2004
Ormiston Gorge, Eastern Mc Donnel Ranges, Alice Springs

Ormiston Gorge Ormiston Gorge
Ghostgum an exponierter Stelle Rock Wallaby
Die Nacht war horribel. Da es bewölkt war, kühlte es nachts nicht richtig ab. Ich blieb bis weit nach Mitternacht draußen in den Campingstühlen. Trotz Moskitonetz haben es Gelsen in das Auto geschafft und erschwerten zusätzlich den Genuss der Nachtruhe. Ich denke, ich habe keine zwei Stunden Schlaf gehabt. Am Morgen regnet es ein paar Tropfen, dann verziehen sich die Wolken sehr schnell und die Temperatur steigt wieder gegen 40°. Wir frühstücken und wandern dann in die Ormiston Gorge. Der Weg ist nur etwa 1 km lang und glücklicherweise gibt es Schatten von der östlichen Felswand. Es hüpfen einige Rock Wallabies herum. Die sind nur 40 bis 50 cm groß und richtig süß. Eines hat ein Junges im Beutel. Die Gorge ist beeindruckend schön. Hohe rote Felsen begrenzen die Schlucht. An den feuchteren Gesteinsschichten entlang wächst Spinifex. Vereinzelt wachsen Ghostgums an Stellen, wo man es nicht für möglich halten würde. Die Hitze macht das Wandern zur Qual. Deshalb setzten wir uns in den Jeep, genießen die Klimaanlage und fahren die 130 km nach Alice Springs. Dort kaufen wir Lebensmittel ein und auch Bier.
Ormiston Gorge Ormiston Gorge
Caterpillar Dreaming, Aborigines Felsmalereien Wir wollen noch in die Eastern McDonnel Ranges. Den Plan, noch über 100 km zum Ruby Gap zu fahren, haben wir aufgegeben. Wir machen kurze Besuche beim Emely und Jessy Gap, die sind nur 17 bis 30 km von Alice entfernt. Diese Schluchten sind nicht besonders spektakulär. Es gibt dort aber interessante Felszeichnungen der Aborigines (Caterpillar Dreeming). Flusseukalyptus
Wir fahren nach Alice Springs zurück und kehren im Caravan Park am Larapinta Drive ein. Den Nachmittag verbringen wir am Pool. Ich höre die Voicebox ab. Helga hat sich wieder gemeldet. Herbert, ein Arbeitskollege, hat auch eine Nachricht hinterlassen. Ich rufe ihn kurz vor 5 p.m. lokaler Zeit an und wecke dadurch den Armen um Viertel vor 7 in der Früh am Samstag. Dieser fernsprachliche Missgriff ist durch zwei Fehler verursacht: (1) In meinem Tagebuch habe ich heute Do., weil ich letzte Woche nach dem Mi. irrtümlich Di., statt Do. eingetragen hatte und (2) Fehlinformation über den Zeitunterschied zu MEZ. Ich war der Meinung wir hätten jetzt 8,5 Stunden, es sind aber wieder 10. Im Outback sind solche Dinge belanglos und zurück in der Zivilisation passiert es halt dann, dass man mit der Zeitmessung durcheinander kommt. 

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So., 05.12.2004
Alice Springs

Weihnachtsmarkt in der Todd Mall in Alice Springs Der letzte Tag im Red Center in Alice Springs. Am frühen Vormittag fahren wir in die Stadt, um zu sehen, ob der Opalladen offen hat, wo Elfi die richtigen Steine für ihre Ohrringe in der Auslage gesehen hatte. Er ist geschlossen, weil heute Sonntag ist und da haben nur wenige Geschäfte offen. In der Todd Mall ist Weihnachtsmarkt. Seltsam anzusehen. Mitten im Hochsommer kommt bei uns keine Adventstimmung auf. Wir finden nichts, was uns zum Kauf animieren würde. Die Hitze ist wieder unerträglich. Wir kehren wieder in den Campingplatz zurück und bleiben bis 6 p.m. am Pool. Am Abend sind wir wieder in der Todd Mall und essen Pizza im "The Lane". Die life Musik, Blues und Balladen, tut echt gut nach vier Wochen ohne Musik.

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Mo., 06.- Do., 08.12.2004
Canberra

Kurz vor 7 stehen wir auf, frühstücken, Gepäck wird gepackt und dann, kurz nach 8, fahren wir zum Britz-Maui Office am Stuart Highway nördlich von Alice. Wir geben den Toyota Landcruiser zurück. Ein Taxi bringt uns zum Flughafen. Der Flug nach Sydney ist etwas turbulent. Über der Wüste haben sich Quellwolken gebildet. Der Pilot versucht in 12000 m Höhe darüber hinweg zu fliegen; gelingt nicht ganz. Wir haben Verspätung, wodurch wir den Anschlussflug nach Canberra versäumen. Wir nehmen die nächste Maschine. In Canberra angekommen, müssen wir feststellen, dass zwei unserer Gepäcksstücke fehlen. Die werden dann am Abend per Taxi nach geliefert. Herta und Steve holen uns ab. Wir duschen, essen, plaudern und gehen erschöpft schlafen. Fluggäste in Alice Springs
Die abgebrannte Sternwarte
Ein Opfer der Flammen
Wir haben Schlechtwetter nach Canberra gebracht. Man ist hier über den Regen aber sehr froh, der Garten kann das gut gebrauchen. Nach einem Einkaufsbummel in der Stadt fahren wir hinaus zur Sternwarte. Die wurde durch den großen Brand von 2003 völlig zerstört. Danach machen wir eine Bootsfahrt am See. Die ist recht aufregend, da ein Gewitter los bricht mit Sturm, Hagel und Starkregen. Der "Kapitän" der kleinen Schatulle muss schnellstens mit uns zurück zur Anlegestelle. Nach dem Dinner wird noch bis Mitternacht geplaudert. Steve teilt uns mit, dass sie uns morgen nach Sydney bringen werden. Wir werden also zeitig aufbrechen. Es sind immerhin 290 km, allerdings auf schöner Autobahn.

Am Donnerstag ist das Wetter etwas besser, aber immer noch bewölkt. Aufbruch zur Heimreise. Am Weg nach Sydney über den Hume Highway machen wir auf halber Strecke eine Pause mit Kaffee und Kuchen. Elfi findet noch ein paar nette Geschenke für die Enkel.

Der Flug OS2 nach Wien über Kuala Lumpur startet mit fast drei Stunden Verspätung.

Anmerkung: Die Fahrtstrecken waren 6200 km mit dem Campervan und 1040 km mit dem Landcruiser, also insgesamt ca. 7500 km.

Kirschen machen glücklich
Seenot im Hagelsturm

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